In den letzten Jahren gab es einige Verbesserungen bei der Rad-Infrastruktur in Ravensburg und Weingarten, auch wenn Radfahrerinnen und Radfahrer noch lange nicht zufrieden sind. So gibt es z. B. inzwischen E-Bikes zum Ausleihen von der TWS, neue Wegweiser für Radrouten wurden aufgestellt, am Bahnhof Ravensburg wurde eine neue Fahrradstraße eingerichtet, in Weingarten wurde ein Schutzstreifen in der Friedhofstraße eingerichtet um nur einige Neuerungen zu nennen. Diese Maßnahmen für die Rad-Infrastruktur schlagen sich auch in den Noten beim Fahrradklimatest 2022 nieder, die sich gegenüber der Befragung von 2020 leicht verbessert haben: Ravensburg erzielt eine Schulnote von 3,5 (2020: 3,7) und ist damit in der Kategorie der Städte mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern auf Platz 7 von 113. Weingarten bekommt eine 3,7 (2020: 4,0) und landet damit in der Kategorie der Städte mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern auf Rang 104 von 447.

Der ADFC Kreisverband Ravensburg freut sich über die leichte Verbesserung und die gute relative Position im Vergleich zu anderen Kommunen. Das spiegelt unserer Meinung nach auch die tatsächlichen leichten Verbesserungen in den letzten Jahren wieder. Besonders gut wurden folgende Aspekte (in Ravensburg bzw. Weingarten) bewertet:

• Geöffnete Einbahnstraßen in Gegenrichtung (2,0 bzw. 2,3)
• Erreichbarkeit Stadtzentrum (2,2 bzw. 2,6)
• öffentliche Fahrräder / Fahrradverleih (2,4 bzw. 2,7)
• Wegweisung für Radfahrer (2,7 bzw. 2,9)

Allerdings sind die Ergebnisse absolut gesehen immer noch nicht gut. Mit Noten schlechter als 4,0 (also nicht ausreichend) wurden z. B. folgende Aspekte bewertet:

• Fahren im Mischverkehr mit Kfz (4,1)
• Ampelschaltungen für Radfahrer (4,1 bzw. 4,3)
• Falschparkerkontrolle auf Radwegen (4,1 bzw. 4,2)
• Breite der Radwege (4,4 bzw. 4,7)
• Führung an Baustellen (4,6 bzw. 4,3)

Beim Fahren im Mischverkehr beklagen Radfahrer, dass sie häufig zu eng von Autos überholt werden, rechts abbiegende Kfz die Vorfahrt der geradeaus fahrenden Radler missachten, manche Autofahrer schnell noch überholen, nur um 50 m später einzuparken und die Radfahrer dann auszubremsen,  Radfahrer im Kreisverkehr von Autofahrern übersehen werden oder Autofahrer generell in manchen Fällen die Vorfahrt von Radlern missachten, z. B. immer wieder an der Einmündung der Scherzachstraße in die Liebfrauenstraße in Weingarten. In den Medien und der Politik wird zwar häufig über "Rüpelradler" oder gar "Kampfradler" berichtet, solche negativen Attribute werden aber nicht für Autofahrer benutzt, die sich falsch verhalten – übrigens wird auch der Aspekt "Medienberichte" in Weingarten nur mit 4,2 bewertet.

Inzwischen gibt es ja ein Radverkehrskonzept für das ganze mittlere Schussental, aber es wird viel zu langsam umgesetzt. Die Radfahrerinnen und Radfahrer wünschen sich hier ein wesentlich schnelleres Tempo, damit beim nächsten Fahrradklimatest vielleicht einmal eine Zwei vor dem Komma stehen wird.