Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Kreisverband Ravensburg

Radweg im Landkreis Ravensburg aktuell ohne Radfahrer

Radweg im Landkreis Ravensburg © (C) Martin Hulin

Leserbrief zum Artikel "Wenn der neu gebaute Radweg leer erscheint"

Im Artikel "Wenn der neu gebaute Radweg leer erscheint" der Schwäbischen Zeitung vom 3.12. wird der Bau von Radwegen infrage gestellt, weil diese zu wenig Radfahrer nutzen würden. Der ADFC ist anderer Meinung und hat daher einen Leserbrief verfasst.

Leserbrief zum Artikel "Wenn der neu gebaute Radweg leer erscheint"

Der Artikel suggeriert, dass viele Radwege unnötig gebaut werden und damit Geld verschwendet wird, das dann für wichtigere Maßnahmen im Straßenverkehr fehlt. Zudem würden unnötig Flächen versiegelt. Der Autor verkennt, dass viele bauliche Radwege erst durch die rapide Zunahme und die Förderung des Kfz-Verkehrs notwendig werden. Wo Straßen begradigt und verbreitert werden und damit Anzahl und Geschwindigkeit der Kfz steigt, wird ein baulicher Radweg erst nötig. Der als Beispiel im Artikel genannte Radweg von Lippach nach Zöbingen wird im Radverkehrskonzept des Ostalbkreises z. B. begründet mit: "Die Führung auf der Fahrbahn ist aufgrund der der hohen Kfz-Geschwindigkeiten nur bedingt für den Radverkehr geeignet." 


Jahrelang wurde vor allem die Infrastruktur für Kfz ausgebaut mit neuen Autobahnen, breiteren und begradigten Bundes- und Landesstraßen während andere Verkehrsarten wie Bahn oder Radverkehr hintangestellt wurden. Wenn jetzt festgestellt wird, dass dabei die Instandhaltung der bestehenden Infrastruktur, z. B. der Brücken, vernachlässigt wurde, darf das die Förderung von ÖPNV, Rad- oder Fußverkehr nicht ausbremsen. 


Natürlich fordert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) keine Radwege, die unnötig sind. Beim Radfahren erlebt man die Natur unmittelbar; daher wollen die meisten Radfahrer unnötigen Flächenverbrauch vermeiden.  Der ADFC fordert "ein lückenloses Radnetz", wie der Artikel korrekt zitiert, aber kein lückenloses Netz aus baulichen Radwegen. Menschen fahren dann gern mit dem Rad, wenn das sicher und komfortabel möglich ist. Oft sind Radwege unterbrochen, wechseln die Straßenseite und die Auf- und Abfahrten sind unkomfortabel. Dann werden auch neue, breite Radwege nicht genutzt. Ein Beispiel aus dem Landkreis Ravensburg: Zwischen Grünkraut und Bodnegg wurde auf der Hälfte der L335 ein Radweg gebaut, der dann unvermittelt aufhört. Für die andere Hälfte der Strecke muss man als Radfahrer doch wieder die Fahrbahn benutzen. 

Der ADFC arbeitet daher intensiv mit, wenn Gemeinden oder Landkreise Radverkehrskonzepte erstellen. Dabei werden vorrangig verkehrsarme Straßen und vorhandene Wirtschaftswege für Radrouten genutzt und nur an Straßen mit hohen Verkehrsstärken neue Radwege gefordert. Der ADFC setzt sich häufig für eine Geschwindigkeitsreduktion auf Landstraßen ein, um den Radverkehr sicherer zu machen, ohne dass ein extra Radweg gebaut werden muss. Leider ist es rechtlich schwierig, eine Geschwindigkeitsbeschränkung anzuordnen, wenn nicht schon viele Unfälle passiert sind. Auch viele Autofahrer wollen den Radverkehr lieber auf einen Radweg verbannen, als langsamer zu fahren.


https://ravensburg.adfc.de/pressemitteilung/leserbrief-zum-artikel-wenn-der-neu-gebaute-radweg-leer-erscheint

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